STEIGENDE BAUZINSEN

 

Der sprunghafte Anstieg der Bauzinsen in den ersten Monaten des Jahres 2022 hat auf dem
Immobilienmarkt für Verunsicherung gesorgt. Viele Menschen, die mit dem Kauf einer
Immobilie liebäugeln, sind nun besorgt, da sich die Realisierung ihres Immobilientraums
durch die gestiegenen Zinsen deutlich verteuert hat. Diese Beobachtung teilen auch die
Finanzierungsexpertinnen und -Experten von Immoleon24, die in ihren
Beratungsgesprächen immer wieder mit dieser Problematik konfrontiert werden. Doch wie
genau wirkt sich dieser Zinsanstieg auf die Baufinanzierung aus und was bedeutet er für
laufende Baufinanzierungen?


Es steht außer Frage, dass Immobilienfinanzierungen durch den Zinsanstieg tatsächlich
herausfordernder geworden sind. Die monatliche Belastung für Kaufende, die auf eine
Finanzierung angewiesen sind, ist durch die höheren Zinsen merklich gestiegen. Um dies an
einem Beispiel zu verdeutlichen: Angenommen, der Kaufpreis einer Immobilie beträgt
500.000 Euro und soll vollständig finanziert werden. Bei einem Zinssatz von einem Prozent
über einen Zeitraum von 10 Jahren und einer Tilgung in Höhe von zwei Prozent beträgt die
monatliche Rate 1.250 Euro. Steigt der Zinssatz nun plötzlich auf 3,5 Prozent bei gleicher
Tilgung, erhöht sich die Rate auf 2.291,67 Euro.


Trotz des Zinsanstiegs bleibt es jedoch weiterhin möglich, Immobilien zu finanzieren, auch
wenn die monatliche Belastung höher ausfällt. Es gibt verschiedene Stellschrauben, an
denen gedreht werden kann, um die Finanzierung an die individuellen Möglichkeiten
anzupassen. Zum Beispiel kann die Tilgungshöhe angepasst oder die Dauer der Zinsbindung
verändert werden. Auch eventuelle Sondertilgungen, wie zum Beispiel durch erwartete
Schenkungen oder Erbschaften, sollten in die Kalkulation einfließen. Durch diese
Maßnahmen kann die monatliche Belastung reduziert und die Finanzierung tragbar gestaltet
werden.


Es gibt jedoch auch einen positiven Aspekt des Zinsanstiegs: Die Gesamtlaufzeit des
Darlehens verkürzt sich. Das mag zunächst verwirrend klingen, denn eine Tilgung von zwei
Prozent bleibt unabhängig vom Zinssatz gleich. Bei Immobilienfinanzierungen wird jedoch in
der Regel ein Annuitätendarlehen abgeschlossen. Das bedeutet, dass die monatliche Rate,
bestehend aus Zins und Tilgung, über die Laufzeit der Zinsbindung konstant bleibt. Bei einem
höheren Zinssatz reduziert sich jedoch der Anteil der Zinsen in der Rate, wodurch die Tilgung
stärker wirkt und die Restschuld des Darlehens schneller abgebaut wird. Das führt dazu, dass
das Darlehen insgesamt schneller zurückgezahlt ist.


Für Menschen, deren Immobilienfinanzierung bereits läuft, ist es ratsam, sich frühzeitig mit
dem Thema Anschlussfinanzierung auseinanderzusetzen. Die Zinsbindung
bei einer Baufinanzierung ist in der Regel zeitlich begrenzt. Wenn diese Zinsbindung in
absehbarer Zeit ausläuft, kann eine Anschlussfinanzierung abgeschlossen werden. Es ist
dabei wichtig zu wissen, dass dies nicht zwingend bei derselben Bank erfolgen muss, die die
Immobilie ursprünglich finanziert hat. Man kann sich auch bei anderen Kreditgebern

umschauen und Angebote vergleichen. Wer bereits heute die Zinsen für eine künftige
Finanzierung sichern möchte, kann ein sogenanntes Forward Darlehen in Betracht ziehen.
Hierbei sichert man sich den aktuellen Zinssatz für eine Finanzierung, die erst in einigen
Monaten oder Jahren beginnt. Ein kleiner Trost in Bezug auf die gestiegenen Bauzinsen ist,
dass die Aufschläge für Forward Darlehen sich nicht verändert haben und etwa 0,3
Prozentpunkte auf den aktuellen Zins betragen, wenn man sich das Darlehen 36 Monate im
Voraus sichert. Obwohl dies im Vergleich zu den Zinsen vor einem Jahr hoch erscheint,
relativiert es sich vor dem Hintergrund der aktuellen Zinssätze.


Die genaue Entwicklung der Zinsen in der Zukunft ist schwer vorherzusagen. Ein so
drastischer Zinsanstieg wie zu Beginn des Jahres 2022 scheint jedoch laut den
Finanzierungsspezialisten von Engel & Völkers Finance in naher Zukunft unwahrscheinlich.
Daher lautet ihre Empfehlung, keine überhasteten Kaufentscheidungen zu treffen, nur weil
die Zinsen möglicherweise weiter steigen könnten. Der Erwerb einer Immobilie sollte nach
wie vor wohl überlegt sein. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die bei der Entscheidung für
den Immobilienerwerb eine Rolle spielen, wobei der Zinssatz nur einer von vielen Aspekten
ist. Letztendlich ist es wichtig, die individuelle finanzielle Situation und die langfristigen
Perspektiven sorgfältig zu betrachten, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.